Unser Kunstunterricht: Wir praktizieren TAB!

Schüler im Kunstunterricht

Was bedeutet TAB?

TAB ist ein kunstpädagogisches Konzept, das es den Schüler*innen ermöglicht, mehr Verantwortung für den eigenen künstlerischen Schaffensprozess im Kunstunterricht zu übernehmen. Die Abkürzung ist ein Akronym für Teaching for Artistic Behaviors. In einem TAB-Klassenzimmer sind die Schüler*innen für die gesamte Gestaltung ihres künstlerischen Prozesses selbst zuständig, ohne klar definierte Vorgaben der Lehrerin oder des Lehrers. Von Anfang bis Ende sind die Schüler*innen völlig frei, individuelle Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen kreativen Ideen auszuleben und Fähigkeiten zu erforschen. Die Rolle der Lehrerin oder des Lehrers in einem TAB-Klassenzimmer ist, als Unterrichtsleiter*in, Umgebungsgestalter*in, Kunstexpert*in, Begleiter*in und Mentor*in die Schülerinnen und Schüler in ihrer Arbeit optimal zu unterstützen.

Warum hat sich die Platanus Schule für das TAB-Konzept entschieden und nicht für ein traditionelles Kunstunterrichtskonzept?

Üblicherweise leitet die Kunstlehrer*in die gesamte Klasse durch ein einzelnes Projekt. Obwohl dieses Modell des Kunstunterrichts einige Vorteile hat, wie z.B. die Möglichkeit, sich mit verschiedenen künstlerischen Medien auseinanderzusetzen, gibt es einen großen Nachteil. Bei diesem Modell entscheidet fast immer die Lehrerin oder der Lehrer, was das Kunstwerk sein wird oder was am Ende eines Schaffensprozesses entstehen soll. Eine der schwierigsten Aufgaben, die man als Künstler*in beherrschen muss, ist aber nicht, wie man Farben mischt oder die menschliche Figur zeichnet, sondern vielmehr, wie und wo der Prozess des Schaffens eines Kunstwerkes beginnt. In einem TAB-Klassenzimmer werden die Schüler*innen ständig herausgefordert, ihre eigene Inspiration oder ihren kreativen Impuls zu finden. Sie können sich einen eigenen Entwurf überlegen und müssen genau nachdenken und planen, welche Materialien, Werkzeuge und Hilfsmittel sie dafür benötigen.

Wie ist der Kunstunterricht in einem TAB-Klassenzimmer aufgebaut?

Es gibt verschiedene Phasen einer TAB-Stunde:

  • Instructional Phases, in denen die Schüler mit verschiedenen Kunstmedien, Techniken, Werkzeugen, Kunstwerken oder Künstler*innen vertraut gemacht werden.
  • Reflective Phases, in denen die Schüler aufgefordert sind, ihre eigene Arbeit zu reflektieren. Dies kann in Form einer Besprechung innerhalb der ganzen Klasse oder einer schriftlichen oder mündlichen Erklärung der Künstlerin oder des Künstlers geschehen.
  • Der Großteil der Unterrichtsstunde ist jedoch Studio Time, in der die Schüler*innen genügend Zeit haben, um an ihren selbstbestimmten Projekten zu arbeiten.


Wie sieht ein TAB-Klassenzimmer aus?

In einem TAB-Klassenzimmer werden den Schüler*innen alle Materialien zur Verfügung gestellt. Sie können aus verschiedenen Studios frei wählen, nachdem sie eine Einführung in den richtigen Umgang mit den Materialien sowie in die Sicherheitsregeln, die für bestimmte Werkzeuge und Materialien gelten können, erhalten haben. Es gibt eine Vielzahl von Studios innerhalb des Kunstraums, wo ganz unterschiedliche Werkzeuge und Materialien zur Verfügung stehen. Im Drawing Studio gibt es zum Beispiel Zeichenmaterialien wie Bleistifte, Marker, Kugelschreiber, Buntstifte und Kohle. Das Fiber Arts Studio verfügt über Garn, Webstühle, Filz, Nähnadeln und Zwirn. Im Platanus-Kunstraum bieten wir unseren Schüler*innen derzeit fünf verschiedene Studios, und zwar: Drawing, Collage, Painting, Fiber Arts, 3D Design und Printmaking.

Wie funktioniert das TAB in Zeiten von Corona?

Selbstverständlich ist die gemeinsame Nutzung von Materialien in diesen Zeiten nicht möglich. Das heißt aber nicht, dass TAB nicht möglich ist. Um unseren Schüler*innen Schutz vor Ansteckungen zu bieten, haben wir ein neues System für den Kunstunterricht entwickelt. Die Schüler*innen wählen Materialien aus, mit denen sie einige Wochen lang in ihren Projekten arbeiten. Diese Materialien sind mit den Namen der Schüler*innen beschriftet und werden für jede Lerngruppe innerhalb der Klasse getrennt gelagert. Bestimmte Materialien dürfen auch nur einmal im Kunstunterricht verwendet werden und werden nach Gebrauch sofort desinfiziert. Auch die Tische im Kunstraum werden nach jeder Unterrichtsstunde mit Wasser und Seife gereinigt.

Wir wenden die TAB-Methode seit Herbst 2019 an und freuen uns sehr, dass das Interesse der Schüler*innen an Kunst und unserem Unterricht seitdem enorm zugenommen hat. Schüler*innen, die zuvor wenig bis überhaupt kein Interesse am Kunstunterricht hatten, begeisterten sich plötzlich dafür. Schüler*innen in allen Klassenstufen arbeiten nun enthusiastisch an eigenen Entwürfen und genießen die künstlerische Freiheit. Durch TAB entstand eine neue Blüte künstlerischer Schaffenskraft an unserer Schule.

Wir danken Ms. Brianna Hecht, Schulleiterin Unterricht Klassen 1 und 2 und Fachbereichsleiterin Kunst, für die Einführung dieser Methode und die erfolgreiche Umsetzung.